Die Autoren L. Tomsich und G. Alicsny berichten 1930 über kroatisches Weihnachts- und Neujahrsbrauchtum, das im Burgenland gepflogen wurde. Sie beziehen sich dabei auf einen Bericht, der in der Festschrift „Burgenland“ der Zeitschrift „Deutsches Vaterland“ 1920 erschienen ist und in dem M. Jurrassovich Bräuche geschildert hatte. Die Aufzeichnungen über Weihnachtsbräuche erfolgten in Großmutschen und Umgebung und in Sigleß.
In dem 1930 veröffentlichten Bericht werden die Bräuche wie folgt geschildert:
Am Heiligen Abende versammelt sich die Schuljugend auf dem Platze. Gebetbücher und Stalllaternen werden mitgebracht und so ziehen die Kinder von Haus zu Haus und singen, wo es ihnen erlaubt wird, Weihnachts- und Heiligenlieder.
Dafür bekommen sie Geld oder andere Geschenke (Großmutschen).
In Sigleß gehen nach Einbruch der Dämmerung weißgekleidete und verschleierte junge Mädchen von Haus zu Haus und führen in einem mit Stroh ausgelegten Kinderwagerl eine kleine Puppe mit sich.
Sie singen Marien- und Weihnachtslieder und teilen auch Geschenke aus; die schon zu Bette gebrachten kleinen Kinder in den einzelnen Häusern wachen durch dieses Singen auf und erhalten nun angesichts des Christbaums ihre Geschenke: Backwerk (Weihnachtsbrot), Kleider, Schuhe und dergleichen.
Der Christbaum hängt an einem Nagel, der in einen der hervortretenden Tragbalken in der Decke eingeschlagen ist (so überall bei den burgenländischen Kroaten); der Christbaum ist mit Lichtern, Flittergold und Backwerk geschmückt.
Mitunter wird im Zimmer Stroh aufgeschüttet und mit einer Wiege, in der eine Puppe liegt, eine Art Krippe dargestellt. In frommer Erinnerung räuchert man den Stall mit Weihrauch aus (Sigleß).
Nicht in jedem Dorfe ist eine Kirche, bzw. ein eigener Geistlicher. So gehen die Leute oft in eine Nachbargemeinde zur Mette.
Die Burschen nehmen Besen mit, die sie paar Tage vorher bei Nachbarn heimlich entwendet oder von daheim bekommen haben; in die Mitte der Besenrute wird Stroh gesteckt und zur Beleuchtung des Weges angezündet (Großmutschen).
Am Christtage flechten sich größere und kleinere Burschen Ruten und schlagen damit Verwandte und Bekannte, wofür sie beschenkt werden. Die erwachsenen Burschen gehen auch zu den Mädchen, wo sie dafür ein Glas Schnaps bekommen (Großmutschen).
Da es bei den Kroaten üblich ist, im Fasching zu heiraten, weiß man schon um die Weihnachtszeit, wer dies beabsichtigt.
Burschen legen in der Weihnachtsnacht Stroh vom Hause des Bräutigams zu dem der Braut, damit deren Pläne offenbar werden (Großmutschen).
Am Neujahrstage gehen Kinder von Haus zu Haus und singen einen Neujahrsspruch, wofür sie einen Neujahrsstriezel bekommen (ein auch in deutschen Gemeinden geübter Brauch).
Jurassovitsch erzählt diesen Brauch als von drei Knaben, einem Laternen-, einem Liedhalter und einem Kassier, am Vorabende geübt.
Zu Dreikönig zeichnet der Ortsschullehrer bei jeder Familie auf den inneren oberen Rand der Wohnungstüre mit Kreide die Jahreszahl und Namenszeichen der Heiligen Drei Könige (19 K+M+B 30), welcher Brauch nicht mehr allgemein geübt wird (nach Jurassovitsch).
In Sigleß führen als Heilige Drei Könige verkleidete Burschen eine Art kleines Stegreifspiel auf, in kroatischer oder deutscher Sprache (wie sie besser verstanden werden), wofür sie beschenkt werden.
In vielen (auch deutschen) Gemeinden des Burgenlandes ziehen Zigeuner, als Heilige Drei Könige verkleidet, aber auch nicht verkleidete Frauen, singend von Haus zu Haus.