Rudolf Wendrinsky hat seiner „Hausarbeit aus Geschichte für die Lehrbefähigungsprüfung an Hauptschulen“ mit dem Titel „Die Wulkamühlen geschichtlich und wirtschaftlich gesehen“ 1953 auch vier Mühlen in Trausdorf beschrieben. Im Folgenden ist der Originaltext mit minimalen Adaptionen zu lesen.
1. Weingartmühle
„Wo Gott zum Haus nit gibt sein Gunst so Arbeit iederman umb sonst. Thoman Schimll 1591“
Diese schöne Hausinschrift findet der Besucher der Mühle rechts vom Eingang. Sie führt uns in das 16. Jahrhundert, in dem die Mühle mehrmals in den Urbaren der Herrschaft Eisenstadt aufscheint.
1527 finden wir Hans Pinder an der „Walich stampf“, 1569 Walthauser Muschonitsch. Im Jahre 1589 aber gehört die Mühle dem Eisenstädter Bürger Thoma Siembl (Schimll).
Die Aufzeichnung im Jahre 1675 berichtet von den Abgaben, die der Müller Matthias Glantz zu leisten hatte.
Die zweite Inschrift (hinter der Radstube) lautet:
„Gott ists, der das Vermögen schafft, das Gute zu vollbringen. Er gibt zur Arbeit Kraft und lasst sie uns gelingen. Franz Pieller. 1815“
Diese Inschrift macht uns mit einem Manne bekannt, von dem es in der Ortschronik des Barilits Anton heißt: „…ein sehr reicher Mann, ein sehr großer Wohltäter.“
Und damit sagt der Chronist das Wesentliche in wenigen Worten.
Franz Pieller wurde am 4. Juli 1783 in der Pielermühle zu Oslip geboren. Die Weingartmühle erwarb er wahrscheinlich käuflich. Sein Kundenkreis, der nicht nur die näher gelegenen Ortschaften einschloss, sondern sich auch auf Ödenburg (Sopron) und die umliegenden Dörfer erstreckte, war so umfangreich, dass er in kurzer Zeit einer der reichsten Leute des Bezirkes wurde.
Sein Reichtum war so groß, dass er zur Bildung verschiedener Sagen Anlass bot. Sein Geld soll Franz Pieller nicht nach Stücken, sondern nach Säcken gezählt haben.
Aber nicht sein Reichtum war es, der ihn im Andenken der Dorfbevölkerung unsterblich machte. Franz Pieller war ein wirklich großer Wohltäter. Einer seiner Mitbürger fertigte an die dreißig ellenlange ovale Bilder an, auf denen er die Wohltaten des Müllermeisters darstellte. So ließ Franz Pieller in Trausdorf die alte Schule, die Gemeindekanzlei, ja sogar eine ganze Häuserreihe, Ulica genannt, und die Friedhofsmauer aufbauen.
Er stiftete Kirchenglocken, Feuerspritzen, Kelche und Monstranzen in großer Zahl. selbst die Glocken der Wallfahrtskirche Loretto sollen von ihm gestammt haben.
Als durch ein Hochwasser das große Trausdorfer Wehr zerstört wurde, ließ es Franz Pieller aus eigenen Mitteln wiedererrichten.
Seine besondere Sorge aber galt den Armen.
Jeder Bettler, der die Mühle aufsuchte, erhielt einen Gulden.
Im Trausdorfer Gemeindeamt hingen früher zwei Ölgemälde, die Eheleute Pieller darstellend, wie sie armen Leuten Almosen geben. Von der tiefen Gläubigkeit Franz Piellers zeugt nicht nur die große Dreifaltigkeitssäule am Ortseingang, die er zur Einlösung eines Gelöbnisses für die Gesundung seiner Gattin von schwerer Krankheit im Jahre 1838 errichten ließ, sondern auch die kleine Inschrifttafel mit dem Spruch „Gelobtt und gebenedeit sei Gott der Herr in Ewigkeit. Franz Piller. 1821“.
Mit Begeisterung trieb Franz Pieller die Holzschnitzerei, und eine seiner Arbeiten, eine sechsgängige Wassermühle, kam sogar in ein Budapester Museum.
Feldmarschall Radetzky soll anlässlich von Manövern, die in der Umgebung abgehalten wurden, in der Mühle Piellers übernachtet haben.
Da die Ehe Franz Piellers kinderlos blieb, nahm er einen Knaben an Kindes Statt an. Es war dies Anton Kadnar, von dem die Mühle auf seinen Sohn Franz und schließlich auf den jetzigen Besitzer Franz Kadnar fiel.
Technische Angaben:
Die alte Mühle wurde durch drei Wasserräder angetrieben. Ein Mahlgang diente der Roggen-, einer der Weizenvermahlung, ein Stein erzeugte Schrott.
Durch die Kriegshandlungen 1945 waren an der Mühle große Schäden entstanden. 1947 wurde die Mühle gehoben, umgebaut und modernisiert. Zurzeit wird nur Roggen vermahlen. Doch erlaubt der großzügig ausgeführte Bau eine bedeutende Steigerung der Leistungsfähigkeit durch Anschaffung neuer Maschinen.
Antrieb: Seit 1947 ein Elektromotor von 15 PS, seit 1951 ein Wasserrad von zwei Metern Durchmesser und zwei Metern Zellenlänge mit 12 PS als Zusatzkraft.
Kapazität: 20 q Roggen in 24 Stunden
Einzugsgebiet: Trausdorf, Oslip, St. Margarethen
Nebenbetrieb: 25 Joch Landwirtschaft
2. Burgmühle
Den Namen Burgmühle hat die Mühle wohl in Erinnerung an die Burg von Trausdorf erhalten, die in der Nähe gestanden war. Im 16. Jahrhundert tritt sie uns als „Furthmüll“ entgegen, und 1527 ist Wolfgang Häsch, 1569 Matthias Leb und 1589 Lukas Mischitz in der Mühle zu finden.
Die verhältnismäßig geringen Abgaben im 17. Jahrhundert lassen darauf schließen, dass die Mühle zu jener Zeit unter den Trausdorfer Mühlen die kleinste war.
Aus der Türkenzeit ist überliefert, dass die Mühle als einziges Gebäude nicht in Brand gesteckt wurde, weil sie der türkischen Besatzung als Quartier diente.
Der Schlussstein des 1945 abgetragenen Portals zeigt ein Wappen mit der Inschrift „1735.I.A.P.“.
Erst aus dem 19. Jahrhundert haben wir wieder genauere Kunde. Die dreigängige Mühle gehörte damals der Familie Glacz. Der letzte Müller aus dieser Familie, Martin Glacz, betrieb die Mühle 60 Jahre lang mit großem Erfolg. Sein Kundenkreis erfasste außer Trausdorf auch die Orte St. Georgen und Eisenstadt.
Die einzige Tochter des Glacz heiratete den Müllerssohn Anton Pieler aus Oslip. Dieser aber scheint einen guten Tropfen der Arbeit in der Mühle vorgezogen zu haben, denn bald erhielt die Mühle in Johann Mlinarits einen neuen Eigentümer.
Er richtete das Gebäude ein wenig her und verblieb etliche Jahre an der Mühle. dann aber verkaufte er den Betrieb an Johann Kelemen aus Unterpullendorf.
Dieser verbesserte manches an der Mühle, doch im November 1926 brannte der Besitz über Nacht bis auf die Grundmauern ab. Groß war das Mitgefühl der Ortsbewohner, und mit deren tatkräftiger Unterstützung konnte die Mühle bald wieder aufgebaut werden. Sie erhielt eine neue, moderne Einrichtung, und man konnte ihresgleichen an der Wulka suchen.
Aber zum Entsetzen der Leute brannte die Mühle nach einem Jahr neuerlich ab. Auch diesmal wurde sie in kürzester Zeit wiedererrichtet.
Freilich warteten Maurer und Zimmerer vergeblich auf die Bezahlung ihrer Arbeit, denn schon im Jänner 1928 ging die hoch versicherte Mühle das dritte Mal in Flammen auf.
Nun gelang es Kelemen aber nicht mehr, eine neue Mühle aufzubauen, und ein Jahr später erwarb die Gemeinde um 6500 Schilling die Ruine.
Mit großen Kosten ließ sie das Gebäude instandsetzen und die Einrichtung erneuern.
Von 1929 bis 1940 betrieb die Gemeinde die Mühle mit Geschäftsführern, dann war das Defizit so groß, dass die Mühle verkauft werden musste.
Emanuel Neumann hieß der neue Besitzer. Nach Kriegsende ließ er das Gebäude gründlich überholen. Sowohl die Betriebsräume als auch der Hof befinden sich in einem einwandfreien, sauberen Zustande. was besonders auffällt, sind die schön gepflegten Vorgärten an der Dorfseite der Mühle.
Technische Angaben:
Die Mühle wurde bis 1920 durch mittelschlächtige Wasserräder angetrieben, von da an durch einen Dieselmotor (40 PS) und eine Francis-Turbine. Die Turbine kann nur als Zusatzkraft dienen, weil das Gefälle des Mühlbachs hier gering ist. Seit 1950 treibt ein Elektromotor von 20 PS die Mühle.
Kapazität: 30 q in 24 Stunden
Die Mühle arbeitet als Lohnmühle für den örtlichen Bedarf und als Handelsmühle für mehrere Bäckereibetriebe der Umgebung.
3. Dorfmühle
Diese Mühle bezeichnen die Dorfbewohner als die älteste der Trausdorfer Mühlen. Vielleicht gab die Lage im Herzen des Ortes Anlass zu dieser Vermutung, vielleicht die Jahreszahl 1599, die an der Gassenfront des Wohngebäudes noch gut zu sehen ist.
Das erste mal erwähnt ist die Mühle im Urbar von 1515 als „Dorffmüll“. Steffl Ferstin hatte sie lange Zeit inne, Peter Daroschitz folgte ihm nach. Beide besaßen auch Äcker und Wiesen.
Die Abgaben um 1675 waren gleich hoch wie die der übrigen Mühlen. Als Inhaber kommen Georg Voikovits oder Franz Fabiankovits in Betracht. Größere Umbauten melden Inschriften auf den älteren Teilen der Mühleneinrichtung: 1716 und 1817. Sonst liegen aus dieser Zeit keine Berichte vor.
Von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an hat die Mühle oft die Besitzer gewechselt. Die Namen folgender Eigentümer sind noch bekannt: Josef Piringer, Julius Piringer, Andreas und Ferdinand Metzl, Georg und Johann Fertcsak, Fosokosch, Josef und Paula Straußberger (seit 1935).
Die Mühle bedarf einer gründlichen Ausbesserung und Modernisierung. Von den ursprünglichen drei Wasserrädern war eines noch bis 1952 vorhanden. Zurzeit hat die Mühle überhaupt keinen Wasserantrieb.
Technische Angaben:
Ein Dieselmotor, 18 PS.
Kapazität: 20 q in 24 Stunden.
Seit August 1953 erzeugt die Mühle nur Schrot. Der Pächter besitzt nebenbei eine Mehlumtauschstelle.
4. Parisermühle
Bei einem Umbau im Jahre 1923 wurde von den Arbeitern ein Stein vermauert, der nach Angaben des Besitzers die Jahreszahl 1192 trug.
Das wäre die älteste Jahreszahl, die bei den Erhebungen über Wulkamühlen überhaupt festgestellt werden konnte.
Genauere Nachricht erhalten wir erst aus dem Jahre 1515, als die Mühle unter dem Namen „Awmüll“ in das Urbar eingetragen wurde. Auch eine Hotteraufnahme (aus 1611) lässt dieselbe Bezeichnung erraten. 1527 scheint der Ödenburger Georg Schneeberger als Müller an der Aumühle auf, 1569 wird Balsius Müller genannt, 1589 Lamprecht Rhaiter.
Der „Bestand“, den der Müller Mert Gieffingh 1675 und sein Sohn Zacharias 1690 zu zahlen hatten, betrug 15 Metzen Korn, das Mastschweingeld 6 Gulden.
Aus dem Jahre 1798 berichtet ein Inventarium aus Antau von einem Josef Huiber, „gewester Parismüllner“, dessen Schuldobligationen uneinbringlich waren.
Es scheint also um ihn nicht gerade zum Besten gestanden sein.
Um 1760 ging die Umbenennung in „Paris-Mühle“ vor sich. In dieser Zeit soll der Eisenstädter Hof hier Konzerte unter Haydn und Schäferspiele nach Pariser Vorbild veranstaltet haben. Daran erinnern uns auch etwa 40 Quadratmeter bemalte Holzkulissen, die jetzt noch in der Mühle vorhanden sind.
Bei Bauarbeiten wurden außerdem zwei überlebensgroße, von einem Lorbeerkopf umgebene Köpfe aus Stein gefunden. Sie mögen hier einst zur Verschönerung der Gartenanlage gedient haben.
Schön ist auch das gegen Eisenstadt gerichtete Portal der Mühle. Eine noch zum Teil bestehende Allee weist geradewegs zum Eisenstädter Schloss. Aus dem ersten Viertel des 19. Jahrhunderts stammen die Doppelstatuen am Beginn der Allee.
Über Umbauten in den Jahren 1730 und 1835 berichten zwei Jahreszahlen an der Brücke bzw. an der Radstube.
Ab 1860 gehörte die Mühle dem Franz Fetty, der sie von seinem Vorgänger Brandlhofer erworben hatte.
Unter Franz Fettys Sohn Alexander wurden 1907 die Wohnungen und die Mühle umgebaut.
Nachdem der Kaufmann Josef Wimmer aus Schützen a. G. kurze Zeit die Mühle besessen hatte, wurde sie im Jahre 1914 von Anton Mattasitz, dem Vater des jetzigen Besitzers, gekauft.
Nach dem ersten Weltkrieg nahm Anton Mattasitz mehrere Umbauten vor; so wurden 1923 die zwei oberschlächtigen Wasserräder gegen Turbinen vertauscht.
Vom Jahre 1923 bis 1944 versorgte die Mühle die Gemeinde Trausdorf auch mit elektrischem Strom.
Technische Angaben:
Antrieb: Zwei Francis-Turbinen je 17 PS max.
Kapazität: 30 q in 24 Stunden; wird aber nicht voll ausgenützt.
Nebenbetrieb: 30 Joch Landwirtschaft.